johann feuerstein

1871 – 1946

Aus dem Vortrag von Corsin Feuerstein (jüngster Bruder von Jon, Mic und Reto)

EInige Dokumentationen

1886: Lehre bei Flury in Pontresina

1898: Fotowerkstatt in Scuol eingerichtet

1904: Bau eines Wohn- und Geschäftshauses in Scuol

1906: Meisterprüfung in München und Wien

1909: (bis 1914) Gründung des Nationalparks

1913:  Bau der Bahnlinie Bever - Scuol

1913: Brand der Villa Lorelei (Hohenfels)

1919: Kauf der Pension Feuerstein

1921: Dorfbrand in Sent

1925: Dorfbrand in Susch

1922: (bis 1930) Entwicklung Postautoverkehr

1936: Kauf Albergo S-charl

Werdegang

Johann Feuersteins Vater kam bei einem tragischen Jagdunfall ums Leben, als dieser noch klein war. Die Familie wurde auseinandergerissen und Johann kam zu Verwandten in Pflege. Obschon Waise erhielt er die Gelegenheit, eine Fotografenlehre zu absolvieren, die er bei Flury in Pontresina durchlief.

1892 heiratete er Colomba Feuerstein.

 

1898 eröffnete er in Scuol ein einfaches Fotogeschäft, das offensichtlich blühte. 1904 bezog er ein neues Wohn- und Geschäftshaus, 1908 legte er an der Lehr- und Versuchsanstalt für Fotografie, Lichtdruck und Gravüre in München die Meisterprüfung ab. 1912 liess er sein Geschäft mit Sitz in Scuol ins Handelsregister des Kantons Graubünden eintragen. Ein Jahr später wurde der Atelierbau beim Brand eines benachbarten Hotels arg in Mitleidenschaft gezogen. Das Glasdach schmolz und das Archiv wurde durch das Löschwasser vollständig zerstört.

Das Leben der Familie und die Karriere von Johann Feuerstein sind eng mit der Region und der Schaffung des Nationalparks verbunden. Im kleinen Dorf S-charl am Eingang zum Nationalpark erwarb die Famlie 1936 ein Gästehaus, das zum gesellschaftlichen und geistigen Treffpunkt für Freunde und Verwalter des Parks wurde.

Bis zum Ausbruch der Weltwirtschaftskrise lief das Geschäft sehr gut. Zum Stammgeschäft in Scuol kam eine Filiale in Vulpera dazu.

 

Johann Feuerstein hatte einen ausgeprägten und dominanten, aber dennoch empathischen Charakter. Einerseits besass er ein patriarchalisches Auftreten und war äusserst sparsam. Menschen in seinem Umkreis, die in Notlagen geraten waren, half er anderseits mit grosszügigen Bürgschaften aus. Sein Sohn Domenic, der ebenfalls Fotograf wurde, zog es zunächst vor, im Tessin und später in Zuoz eigene Geschäfte zu führen, bevor er um 1932 ins väterliche Atelier einstieg.

Johann Feuerstein war ein begeisterter Jäger und Fischer, und galt darüberhinaus als ausgezeicheter Schütze.

Er starb 1946 an den Folgen eines Hirnschlags.


Schaffensbeschrieb

Ein wichtiger Teil des Schaffens von Johann Feuerstein bestand in der Herstellung von Porträts für die einheimische Bevölkerung sowie den vorerst nur im Sommer florierenden Tourismus im Badeort Scuol.

Ein weiterer Teil entstand in Form von Landschafts- und Naturaufnahmen im Zusammenhang mit dem 1909 entstandenen Nationalpark. Johann Feuerstein wurde zum ersten Chronisten des Parks, der 1914 an die Eidgenossenschaft überging. Als Krönung dieser Arbeit erschien 1927 ein Bildband mit «50 künstlerischen Aufnahmen» mit Textbeiträgen des Schriftstellers Heinrich Federer (1866-1928).

 

Darüberhinaus war Johann Feuerstein im ganzen Kanton für Landschaftsaufnahmen und Ortsbilder unterwegs, die er in Form von Ansichtskarten produzierte. Bis 1913 dokumentierte er den Bau der Rhätischen Bahn (RhB), der 1896 in Angriff genommen und 1913 mit der Strecke Bever-Scuol zu Ende geführt wurde. Später machte der Fotograf Aufnahmen von Lawinenniedergängen auf die Bahnstrecken.

 

Nebst der Arbeit für Verkehrsvereine und in einzelnen Fällen auch für industrielle Kundschaft wie Maggi und Bally liess sich Feuerstein auch für spezielle Touren gewinnen. So begleitete er 1926 eine Segelexpedition in der östlichen Adria. Die Fotos davon erschienen in der «Schweizer Illustrierten Zeitung» und im «Sport».

Alle Fotografien Johann Feuerstein -achtung falscher link

Bestände


Primärliteratur

  • Feuerstein, Johann: Das Engadiner Haus, Basel 1906.
  • Feuerstein, Johann: Das Engadiner Haus, Chur 1910.
  • Meisser, Christian (Hg.): Graubünden - Grisons, Suisse (Album), Zürich, Chr. Meisser 1924.
  • Feuerstein, Johann: Der schweizerische Nationalpark, Zürich 1926.
  • Schnegg, Samuel-Abraham: Les mille et une vues de la Suisse, Genève 1926.
  • Feuerstein, Johann; Federer, Heinrich; Schröter, Carl: Der schweizerische Nationalpark. 50 künstlerische Aufnahmen, Zürich 1927.
  • Gewerbemuseum Basel (Hg.): Hundert Jahre Lichtbild (Kat.), Basel, Gewerbemuseum 1927.
  • Brockmann-Jerosch, Heinrich: Schweizer Volksleben. Sitten, Bräuche, Wohnstätten, Band 1: St. Gallen, Appenzell, Glarus, Graubünden, Italienische Schweiz, Thurgau, Schaffhausen, Zürich, Erlenbach Zürich, E. Rentsch 1929.
  • Gewerbemuseum Basel (Hg.): Der Berufsphotograph. Sein Werkzeug - seine Arbeiten, Basel, Gewerbemuseum 1938.
  • Schloeth, Robert: Die Einmaligkeit eines Ameisenhaufens. Tagebuch aus dem Schweizerischen Nationalpark, Gümligen 1989.

sekundärliteratur

  • Bärtschi-Baumann, Sylvia: Feuerstein, Johann, in: Historisches Lexikon der Schweiz HLS - Dictionnaire historique de la Suisse DHS - Dizionario storico della Svizzera DSS, 2012, Stand Oktober 2016.
  • Bärtschi-Baumann, Sylvia: Feuerstein, Johann, in: Lexicon istoric retic e-LIR, Stand Oktober 2016.
  • Bündner Kunstmuseum (Hg.): «Du grosses stilles Leuchten», Albert Steiner (1877-1965) und die Bündner Landschaftsphotographie. Photographien aus der Sammlung Herzog, Basel. Und heute? Die Bündner Landschaft in der Sicht von Künstlern und Photographen, Chur, Zürich 1992.
  • Gasser, Martin (Hg.): Bilderstreit. Durchbruch der Moderne um 1930, Zürich, Limmat 2007.
  • Hugger, Paul (Hg.): Bündner Fotografen. Biografien und Werkbeispiele, Zürich, Offizin 1992.
  • Hugger, Paul (Hg.): Welten aus Fels und Eis. Alpine Fotografie in der Schweiz, Geschichte und Gegenwart, Zürich, NZZ libro 2009.
  • Kunz, Stephan; Gantenbein, Köbi (Hg.): Ansichtssache. 150 Jahre Architekturfotografie in Graubünden, Chur, Scheidegger & Spiess 2013.
  • Steiger, Ricabeth: Das Schweizer Bauernhaus. Häuser der Hirten, Ackerbauern, Hack- und Weinbauern. Restaurierung und Inventarisierung einer volkskundlichen Fotosammlung aus dem Jahre 1940, in: Schweizerisches Freilichtmuseum Ballenberg. Jahrbuch, 1996, S. 141-176.
  • Sütterlin, Georg: Feuerstein, in: Fotostiftung Schweiz, Index der FotografInnen, Stand Oktober 2016.

gruppenausstellungen

  • 1927, Basel, Gewerbemuseum, Hundert Jahre Lichtbild
  • 1935, Genève, Musée Rath, Exposition de photographies
  • 1938, Basel, Gewerbemuseum, Der Berufsphotograph. Sein Werkzeug, seine Arbeiten
  • 2007, Winterthur, Fotostiftung Schweiz, Bilderstreit. Durchbruch der Moderne um 1930 (Wanderausstellung)
  • 2011, Zürich, ArteF Galerie für Gegenwartsfotografie, Kunst 11 Zürich, Schweizer Bergfotografie
  • 2012, Zürich, ArteF Galerie für Kunstfotografie, Meisterwerke der Bündner Fotografie
  • 2013, Chur, Bündner Kunstmuseum, Ansichtssache. 150 Jahre Architekturfotografie in Graubünden